Die Information Services Group (ISG) meldet zum Jahresende 2015 einen starken Anstieg des IT-Outsourcing-Geschäfts in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA). Im vierten Quartal stieg das Jahresvolumen von kommerziellen Outsourcing-Verträgen (Annual Contract Value, ACV) um 17 Prozent auf 3,1 Milliarden US-Dollar. Der starke Anstieg ist insbesondere auf den Abschluss von fünf Großaufträgen zurückzuführen.
Zum dritten Mal überhaupt und erstmals seit dem dritten Quartal 2012 übertraf die Region innerhalb eines Quartals die Drei-Milliarden-Euro-Marke. Die guten EMEA-Resultate spiegeln den starken Weltmarkt wieder, der dem ISG Outsourcing Index® zufolge das höchste vierteljährliche ACV-Niveau der letzten vier Jahre verbucht. Der Index beinhaltet alle kommerziellen Outsourcing-Verträge, deren Volumen größer als vier Millionen Euro ist.
Auf das ganze Jahr gesehen war EMEA nicht mehr in der Lage, das schwache erste Halbjahr auszugleichen. So sank das ACV der Region um acht Prozent auf 9,4 Milliarden Euro. Gleichzeitig ging die Zahl der Vertragsabschlüsse um sieben Prozent auf 601 Verträge zurück. Hauptgrund für diese Entwicklung war der starke Rückgang von IT-Outsourcing (ITO) -Aktivitäten und -Volumen, da die Zahl großer Infrastruktur-Verträge stark sank und die Vertragsvolumina generell niedriger ausfielen. Im Gegensatz dazu stieg das ACV im Bereich Business Process Outsourcing (BPO) im Jahr 2015 um 24 Prozent mit elf Prozent mehr Vertragsabschlüssen, angeführt von branchenspezifischen Leistungen, Call Center und Facility Management Services.
„Einen derart starken Jahresabschluss in EMEA zu sehen, ist ermutigend. Die Unternehmen der Region arbeiten hart daran, ihre Prozesse im Bereich Cloud Computing, Digitalisierung und Robotics zu verbessern. So entsteht ein Trend hin zu kleineren Verträgen, was zu mehr Flexibilität und einer höheren Kostenvariabilität führt“, sagt Bernd Schäfer, ISG Partner und Managing Director für ISG DACH.
„Es sieht ganz danach aus, dass sich diese neue Herangehensweise an das Outsourcing weiter fortsetzt. Weltweit nimmt die Nachfrage nach Sourcing-Leistungen immer stärker zu. In der Folge gehen die Preise zurück, was eine noch größerer Zahl von Unternehmen dazu veranlasst, über Outsourcing nachzudenken.“
Auf die Märkte bezogen hat sich das Vereinigte Königreich, obwohl die Resultate im dritten Quartal 2015 anstiegen, im Vergleich zu 2014 schwach entwickelt, denn das ACV sank um 19 Prozent in 2015. Gleichzeitig, dem Trend zu mehr kleinvolumigen Verträgen folgend, kletterte die Zahl der abgeschlossenen Kontrakte mit 234 Verträgen auf eine neue Höchstmarke.
Die Märkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) blicken auf ihr stärkstes Jahr zurück und konnten das Ergebnis von 2011 erneut erreichen; 2015 legte das ACV um 69 Prozent zu. Ungeachtet des allgemeinen Trends zu einer größeren Zahl von Einzelverträgen schloss die Region die wenigsten Verträge seit dem Jahr 2007 ab. Der starke Anstieg des ACV fand Unterstützung durch mehrere Großaufträge, zu denen auch die Vertragsverlängerung von Siemens mit Atos zählt.
Frankreich fiel hinter seine hervorragende Leistung aus dem Jahr 2014 zurück, wo es noch Rekordzahlen sowohl bei den Vertragsabschlüssen als auch beim ACV erreichte. 2015 fiele die Auftragssumme um 70 Prozent während die Zahl der Verträge um 40 Prozent sank. Dieser starke Rückgang scheint jedoch eher die Rückkehr zur Normalität, nach einem herausragenden Jahr 2014 als einen längerfristigen Abwärtstrend, anzuzeigen.
Sowohl Nordeuropa als auch die Benelux-Staaten können einen Zuwachs des ACV im vierten Quartal verzeichnen, insgesamt jedoch waren sowohl ACV als auch die Zahl der Vertragsabschlüsse im Vergleich zu 2014 rückläufig.
Aus Branchensicht betrachtet, folgte die Telekommunikations-Branche dem allgemeinen Trend zu vermehrten Vertragsaktivitäten mit kleineren Volumen und erreichte bei der Anzahl der Vertragsabschlüsse eine Rekordhöhe während der ACV etwas zurückging. Die Branchen Reise und Transport erreichten ebenfalls eine neue Höchstmarke an Vertragsabschlüssen, während das Volumen sank.
Die stärksten Wirtschaftszweige der Region, die Finanzdienstleistungen und die Fertigungsindustrie, erreichten annähernd ihre 2014iger Ergebnisse. Der Finanzsektor beendete das Jahr mit einer relativ schwachen Performance, während die Fertigungsindustrie eine achtprozentige ACV-Steigerung erzielte, obwohl die Anzahl der Vertragsabschlüsse um 26 Prozent zurückging.
Bernd Schäfer fasst zusammen: „Die Rückkehr der Großverträge im vierten Quartal hat der EMEA-Region den nötigen Schwung gegeben, um die Schwelle von drei Milliarden Euro zu erreichen. Nach einem verhaltenen Beginn haben die letzten Monaten des Jahres den Outsourcing-Markt in eine gute Ausgangsposition für das Jahr 2016 gebracht.“